Römische Bebauung bei Owen/Teck

Dank der Aufmerksamkeit des Försters Karl Sablowski erhielt Karl Oesterle den Hinweis auf eine möglicherweise historisch interessante Stelle auf der Gemarkung Dettingen / Teck.

Am 18.05.2006 nahm Karl Oesterle ein Winkelrutenaufmaß vor.

Der Befund:

Kleiner Tempel bei Owen/Teck

Eine rechteckige Struktur mit den Ausmaßen von ca. 5,10 m auf 7,20 m. Auffallend ist die unterschiedliche Breite der Sockelreste oder Fundamente, die auf den beiden Langseiten mit ca. 50 cm und auf den beiden Schmalseiten mit ca. 60 cm auf der Westseite und mit ca. 1,20 m im Osten dimensioniert sind. ( siehe Plan unten )

Da sich die Lage der Struktur südlich des Lautertal - Limes ( Sibyllenspur ), im damaligen römischen Besatzungsgebiet befindet, schlagen K. Oesterle und J. Weber - angeregt von den bahn brechenden Forschungsergebnissen des Kirchheimer Architekten Eugen Schweitzer über die tatsächliche Bedeutung der Sibyllenspur folgende Darstellung vor:

Die Struktur trug ein kleines Gebäude, dessen Ostseite mit Säulen betont war. Voll- oder Halbsäulen könnten beispielsweise einen Kleintempel kennzeichnen - oder ein Grabmal bzw. eine Gedenkstätte in Tempelform. ( siehe Zeichnung )

Die Nutzung dieses Standorts ist für Kultbauten besonders geeignet, weil sich dort ein starkes Kraftfeld mit insgesamt 3600 Reizeinheiten ( RE ) nachweisen lässt.

Die Baustruktur wurde einst exakt auf das Hartmann-Gitter ausgerichtet. Das dazu diagonal laufende Curry-Gitter hat einen Kreuzungspunkt im Innern der Struktur. Beide Systeme ergeben zusammen 1400 RE. Weitere 2200 RE komme über das darunter befindliche Wasser zur Wirkung, so dass also mit insgesamt 3600 RE eine hohe Energiedichte diesen Standpunkt markiert.

Bekanntlich war bei der Platzwahl für Kultbauten eine derartige Besonderheit von ausschlaggebender Bedeutung.

Detailliertere Untersuchungen durch Fachbehörden können künftig diese Deutung bestätigen oder widerlegen.

K. Oesterle, J. Weber  23.05.2006

R - Aufmass   18.05.2006 Owen/Teck  -  Karl Oesterle

Sichtbezug zur Burg Teck

Zeichnung unten  -  Gedenkstätte in Tempelform

Auf den Spuren der Römer

Winkelrutenbegehungen am Fuße der Bassgeige

Wünschelrutengänger werden von unkundigen Zeitgenossen bestenfalls mit einem nachsichtigen Lächeln bedacht. Von den üblichen Vorurteilen unbeirrt, hat das Ehepaar Karl und Anneliese Oesterle im Sommer und Herbst 2006 im Raum Dettingen-Owen römische Baustrukturen mit der Winkelrutenmethode aufgespürt. Die Behörden vom Denkmalschutz sind seit Oktober 2006 informiert.

Jochen Weber aus Kirchheim, als ehemaliger Architekt mit Planung und Bau vertraut, war Karl und Anneliese Oesterle bei der Erfassung, Deutung und Darstellung der baulichen Anlagen behilflich. Ausgangspunkt der Nachforschungen war die Villa Rustica, also jener Gutshof am Fuße der Bassgeige, der bereits in den Jahren 1931 und 1956 bei Grabungsarbeiten angeschnitten wurde. Die Fußbodenheizung dieses Gebäudes ist im Kirchheimer Heimatmuseum ausgestellt. Bei den Begehungen konnte das erstaunliche Ausmaß des Hauptgebäudes erfasst werden.

Lageplan

Bei genauer Betrachtung der benachbarten Geländeformen, die offensichtlich von Menschenhand gestaltet sind, zeigte es sich, abgesichert durch entsprechende Winkelrutenbegehungen, dass dort im Vorfeld der Bassgeige eine Gruppe von Bauten, vermutlich weitere Gutshöfe mit ihren Nebengebäuden, sowie andere bauliche Nutzungen auf diesem Nordhang angesiedelt sind. Dieser günstige Standort mit Sichtbeziehungen nach Oberensingen (Römischer Gutshof), Beuren, Kirchheim, Dettingen, Sattelbogen und Teck, sowie den Verkehrsanbindungen nach Westen, die abkürzende Querverbindung über das Tiefenbachtal nach Nordwesten zum Neckar, die Nord-Süd-Verbindung über das Lautertal, dürfte die erste Wahl für eine größere Ansiedlung landwirtschaftlicher und handwerklicher Betriebe gewesen sein. Bekanntlich hatten solche Gutshöfe sowohl die militärischen Anlagen als auch die Zivilsiedlungen der römischen Besatzungsmacht zu versorgen.

Gutshof  A

Die Bebauungsdichte an diesem Standort lässt die Vermutung zu, dass sich unten im Lautertal, zwischen Dettingen und Owen, eine größere römische Ansiedlung befand. Schon im Jahr 1985 hatte der Kirchheimer Architekt Eugen Schweitzer diese Auffassung vertreten und zusammen mit Günther Frey sein Denkmodell einer Römerstadt bildlich dargestellt. Karl und Anneliese Oesterle konnten bereits bei Probebegehungen entsprechende bauliche Anzeichen im Umfeld des Lautertal-Limes erkennen. Unterhalb der Bassgeige erbrachten die Erkundungsgänge entlang der Waldgrenze die Standorte weiterer Bauten. So zeigte sich bald, dass in Anbetracht dieser überraschend großen Ausdehnung römischer Besiedlung das Untersuchungsgebiet auf das Areal und die direkte Nachbarschaft des schon bekannten Gutshofes eingeschränkt werden mussten. Die Ergebnisse liegen als Kartierung und Rekontruktionsvorschläge für einige der Bauten vor. Die unterschiedlichen Gebäudeformen im untersuchten Geländeausschnitt lassen vermuten, dass neben den landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden wie Ställe, Scheunen, Remisen, Speicher etc. auch Bauten des unterstützenden Handwerks wie Schreiner, Schmiede, Zimmerleute etc. dann auch Töpfereien, Kalkbrennereien, Metallgießereien etc. angesiedelt waren, die neben den Gutshöfen auch den Bedarf der Zivilsiedlungen gedeckt haben. Baukörper mit betonten Eingangsbereichen in Form von Rücksprüngen in den Fassaden, können als Haupt- und Wohngebäude gedeutet werden, da Außentreppen in die Einbuchtungen führen, die zusammen mit der Fassadengestaltung, bestehend aus Eckrisaliten und kleinen Säulengängen eine repräsentative Funktion hatten.

Gutshof  B

In Folge der meist konsequent durchgeführten römischen Standardplanung können z. T. Verkehrsachsen vermutet und dann öfters mit dem Winkelruten-Verfahren bestätigt werden. Dies gilt auch für die Zufahrten in den Umfassungsmauern, die teilweise auf wichtige Eingangsbereiche der Wohn- und Betriebsgebäude exakt ausgerichtet sind. Auffallend ist auch die Übereinstimmung der römischen Fahrstraßen mit dem heutigen Feldwegsystem. Oberflächenfunde wie Ziegel- und Küchenkeramik, bestätigen indirekt die Zuverlässigkeit des Winkelrutenverfahrens. Als Bio-Sensoren sind Winkelrutengänger befähigt, bauliche Strukturen ziemliche genau zu erkennen, ohne das Gelände beschädigen zu müssen.

Gutshof  B - mögliche Bauabschnitte

Gutshof  B

Photo links: Gutshof  B                                          Photo rechts: Zum Vergleich Gutshof  A

Anhand solcher Erfassungen können später einmal Fachbehörden kostengünstig weiterforschen, wobei teure Baggerstunden für Suchgräben entfallen. Die Winkelruten-Methode findet bisher in der Archäologie noch keine systematische Anwendung. Fachleute reagieren erfahrungsgemäß mit größter Skepsis. Karl Oesterle überrascht das nicht. Auf Zweifler reagiert er kurz und bündig souverän: "Grabt nur, ihr werdet schon sehen".

3. Juni 2007

Die Einzelvermessung der Gebäude, so wie bei den Gutshöfen A und B (siehe Kenntnisgabe an RP-S vom 18.10.2006), wäre zwar auch wieder möglich gewesen, hätte aber bei einem unverhältnismäßig hohen Zeitaufwand wenig zusätzlichen Aussagewert erbracht. Hier ist die Grabung letztendlich entscheidend. Wir haben uns daher auf den vereinfachten Standortnachweis beschränkt, damit die Ausdehnung der Besiedlung erkennbar wird.

Es zeigt sich im Osten eine Ballung im Bereich unterhalb des - Brucker Felsen -, auf den Hangflächen mit geringem Gefälle, nördlich am Fuß der - Baßgeige -, und eine Ausdünnung nach Westen zum Beurener Fels. Mit dem Punkt - Symbol wird nur der Standort der Gebäude gezeigt. Die Gebäude selbst, sind von unterschiedlicher Größe und Nutzung. Ihre genaue Erfassung wären Gegenstand einer künftigen Oberflächensondierung mit Vermessung und Grabung.

Die Ansiedlung legt die Vermutung nahe, daß sie verkehrsmäßig einerseits aus das Lautertal, vor allem aber auf das Tiefenbachtal ausgerichtet war. Eine kurze Anbindung an die Verkehrswege zu Lande und zu Wasser ( Neckar ), von den römischen Niederlassungen in Rottenburg bis zu jenen in Bad Cannstatt, war über das Tiefenbachtal möglich. Das Kastell Grinario mit seiner Siedlung bei Köngen lag in der Nähe. Das Tiefenbachtal bot sich als Fracht- und Schwerlastverkehr an.

Die Erkenntnis, daß sich am Fuße der - Baßgeige - eine derartige Massierung an Besiedlung befindet, unterstützt die alten Vermutungen über eine römische Besiedlung des Lautertals zwischen Dettingen und Brucken, während der knapp 200-jährigen römischen Besatzungszeit.

Unterhalb der Steige nach Erkenbrechtsweiler und nordwestlich vom Tobelweiher befindet sich ein rechteckiges Gebäude nahe an einem Tümpel, der über einen offenen Abwasserkanal von der Steige gespeist wird und dessen Grund durch den darunter befindlichen Vulkanrest wasserdicht ist. Aus welcher Zeit dieses Gebäude stammt, konnte nicht festgestellt werden.

Durch diesen Besiedlungsnachweis kann später einmal gezielt und kostengünstig, unter Einsparung von vermeidbaren Steuergeldern, ohne aufwändige Suchgräben und Baggerstunden (Euro 80,- pro Stunde in der Region Stuttgart anno 2007), dieses Gelände untersucht werden.

Die Tatsache, daß es Begabungen gibt, die von der Oberfläche aus unsichtbare geologische und bauliche Gegebenheiten im Untergrund erfassen können, will die Wissenschaft derzeit noch nicht wahrhaben, aber auch die Wissenschaft hat, wie schon so oft in ihrer Geschichte, ein Recht auf Irrtum.

Oesterle, Weber 05 / 2007

Bitte beachten Sie auch die schwarzen Punkte am linken Bildrand

Kartengrundlage:

Topographische Karte 7422 Lenningen 1 : 25 000

Copyright: Landesvermessungsamt Baden Württemberg 1989

Aktenzeichen:  2851.2 - D/6222

http://www.lv-bw.de/

28. Oktober 2007

Verkehrsanbindung

Die Besiedlungsdichte am Fuße der Baßgeige zwischen Beuren und Owen mit sowohl landwirtschaftlicher als auch vermutlich handwerklicher Bebauung, läßt den Schluß zu, dass nach den gängigen Wirtschaftlichkeitskriterien für römischen Frachtverkehr, das Tiefenbachtal als kürzeste Verbindung zur Wasserstraße Neckar genutzt wurde.

Schwerlastverkehr mit Ochsenkarren (Ladung bis zu 1,5 Tonnen) konnte über das Tiefenbachtal das in rentabler Entfernung verlaufende Neckartal erreichen, um die Fracht auf dem Wasser weiter zu transportieren.

Der um das 8-fache günstigere Wasserweg ließ auch Handelsziele wie Rottenburg, Cannstatt etc. zu.

Dadurch ergab sich eine günstige Verkehrsanbindung zwischen Abnehmern und Versorgern. Das Tiefenbachtal dürfte sowohl zivil als auch militärisch genutzt worden sein.

Oesterle, Weber  10 / 2007

Teilnahme am Landespreis für Heimatforschung 2008

Herr Weber und ich haben die Ergebnisse der Sondierungen am Fuße der Bassgeige beim Regierungspräsidium Freiburg eingereicht - mit dem vorrangigen Ziel, diese Befunde einem größeren Fachpublikum vorzustellen. Erfreulich war die Haltung der Jury, die diese Ergebnisse einer Winkelruten-Sondierung nicht wie üblich, pauschal als Hokuspokus abqualifiziert hat. Unsere Arbeit über diese römische Ansiedlung kam in die Endauswahl. Damit war unser Ziel erreicht.

Die Jury zeigte keine Voreingenommenheit, wie sie uns ansonsten bisher bei Zeitung und Fernsehen begegnet ist. Nach unserer Erfahrung ist es eine Zeitverschwendung, sich mit den doch relativ oberflächlichen Massenmedien zu befassen. Daß befähigte Rutengänger die Heimatforschung voranbringen können, hat 1972 Gerd Schollian, der ehemalige Bürgermeister von Stein bewiesen, da man dessen Oberflächen-Sondierungen ein beeindruckendes Baudenkmal verdankt - nämlich den römischen Gutshof in Hechingen - Stein.

Empfehlenswert

Der Besuch dieser Villa Rustica im Freilichtmuseum, nicht nur an den Römertagen im Sommer, ferner auch das Buch von Gerd Schollian über das "Leben im römischen Gutshof Hechingen - Stein", die Entstehungsgeschichte.

Verfasser dieses Berichts:

 Jochen Weber 73230 Kirchheim -Teck  /  Aichelbergstraße 38

Kraftfeldortung:  Karl Oesterle

Danke für Ihr Interesse!

24. Dezember 2008

Römischer Limes  - Alb Lauter

Von 2006 bis 2008 wurde dieser Limes-Abschnitt mittels Winkelruten-Sondierung erfaßt. Der Limes verläuft, aufgenommen beim Sattelbogen, um das Hörnle, durchquert mit der Sibyllen-Spur schräg das Lautertal, läuft über das Käppele, Lichtenberg und nach der Querung der Autobahn A 8 über den Galgenberg, danach auf dem Milcherberg nach Westen. Eine Vielzahl rechteckiger und nahezu quadratischer Grundrisse, die sich als Wacht- bzw. Signaltürme deuten lassen, fällt auf.

Die Ergebnisse der zeitaufwendigen Begehungen sind auf Karten des Maßstabs 1 : 2500 dargestellt und zur besseren Übersicht in einen größeren Maßstab übertragen worden. (Grundlage Topographische Karte 1 : 25000. Copyright Landesvermessungsamt Baden - Württemberg vom 03.12.2008 Az. 2851.2-D/6222)

Das hier erfasste Teilstück dürfte zum Alb - Lauter -  Neckar - Limes gehören, der ausgehend vom 50 x 50 Meter Kleinkastell bei Donnstetten ( Clarenna? ) möglicherweise über die Albhochfläche zum Sattelbogen führt, nach der Umrundung des Hörnle, beim ca. 50 x 50 Meter Kleinkastell an der "Sibyllenspur" ankommt, um dann westlich der Lauter auf der Höhe, dem Fluß folgend, nach Westen abzubiegen, damit der Anschluss an den Neckar- Limes nahe beim 150x160 Meter Kastell Grinario ( Köngen ), möglich wird.

Der Grund für den auffallend schrägen Verlauf der "Sibyllenspur" dürfte höchstwahrscheinlich im römischen Vermessungssystem zu finden sein - wie schon früher von Eugen Schweitzer entsprechend argumentiert. Anscheinend war diese Bezugslinie, die bis zum Kastell Grinario (Köngen) verlängert werden kann, so wichtig, dass die militärischen Geometer eine Kombination aus weithin sichtbarer Großraum-Vermessungslinie und einem abriegelnden Wehrbau mit Gräben und Palisaden ausgeführt haben. Einer Untersuchung von Markus Ochs aus Dettingen zufolge, führt diese Linie als Großraum - Diagonale zu wichtigen Fernstraßen-Punkten, d. h. im Nordwesten zum Kastell Rufiniana beim heutigen Rheingönheim und im Südosten zum Pass bei Reutte in Tirol.

Grossraumdiagonale - Sybillen-Spur

Pass Reutte  bis  Kastell Rufiniana - Rheingönheim

Untersuchung Markus Ochs, Raidwangen 2008

Diese schräge Ausrichtung des Lautertal-Limes ("Sibyllenspur"), dürfte sich auch zur Bewässerung des nördlichen Limes-Grabens besonders geeignet haben, ähnlich wie bei den Belagerungsmaßnahmen um Alesia in Gallien, wo Wassergräben in Verbindung mit Stachelwällen als Annäherungshindernis eingesetzt worden waren. Wenn man unterstellt, dass die Lauter zur Zeit der römischen Eroberung in mehreren Läufen durch das Tal floss, dann wäre eine Bewässerung des Nordgrabens durch einen Ostlauf der Lauter beim Kleinkastell denkbar. Eine Ausleitung im Nordwesten wäre in den Westlauf möglich gewesen, der in etwa dem heutigen Lauter-Bett entsprach. Diese Annahme gründet auf der Geländeform, die, in ihrer Darstellung mit Höhenlinien, eine Anzahl von Einbuchtungen aufweist, die wahrscheinlich Geländeabtragungen durch Wasserkraft sind. Siehe Skizze "Gelände mit Flussläufen" und gleich darunter die Skizze "Limes mit Wassergraben".

Gelände mit Flussläufen

Römischer Limes Alb - Lauter

Durch die Staffelung von Erdwall (mit Dornengestrüpp, Astwerk, Wurzelholz etc.), Wassergraben, weiterem Hindernis (Gestrüpp), Graben mit Fußangeln und schließlich den übermannshohen Palisaden, wäre höchstwahrscheinlich eine Abriegelung möglich gewesen, die in der Anfangsphase der römischen Eroberung einen ausreichenden und dauerhaften Schutz geboten hätte. Der Standort des Kleinkastells am Ortsrand des Lauter-Tales könnte eventuell auch mit der Bewässerung des nördlichen Außengrabens zusammenhängen. Die Zeitrahmen für die Nutzung dieses Limesabschnitts dürfte zwischen ca. 85 n. Chr. bis ca. 155 n. Chr. zu suchen sein.

Limes mit Wassergraben

Römischer Limes Alb - Lauter

Unter Domitian (81 - 96 n. Chr.) stießen römische Truppen, vom Donau-Limes ausgehend, bei ihrem Eroberungszug weiter auf keltischem Gebiet vor. Hierbei dürfte ab 85 n. Chr. der Alb - Voralb - Lauter - Limes entstanden sein, der zusammen mit dem Neckar-Limes das besetzte Gebiet nach Nordosten abgegrenzt hat. (Holz-Erde-Bauweise für Grenzbau und Kastelle).

Laut Fachliteratur wird der Umbau des Kastells Grinario (Köngen) von der Holz-Erde-Version in die Stein-Ausführung zwischen 110 und 120 n. Chr. (Ära Trajan und Hadrian) datiert. Für das Kleinkastell an der "Sibyllenspur" gilt, durch die Keramikfunde, die Zeit um 120 - 130 n. Chr. (Regierungszeit Hadrians) als belegt. Somit war zu dieser Zeit der Lautertal-Limes in Funktion.

Unter Antoninus Pius (138 - 161 n. Chr.) erfolgt der letzte Vorstoß, erneut nach Nordosten. Die Besatzung des Neckar-Kastells Grinario (Köngen) wurde (gemäß Fachliteratur)  um 150 bzw. 160 n. Chr. in den Raum Lorch, an die aüßerste Grenzlinie verlegt. Der Vicus Grinario, an der Straßenkreuzung, einerseits Fernstraße Windisch - Rottweil - Rottenburg - Köngen - Cannstatt, sowie anderseits Köngen - Urspring, florierte nach Abzug des Militärs als Zivilsiedlung (u.a. Wechselstation für Pferde) weiter.

Der hier dargestellte Limes-Abschnitt dürfte somit ca. 70 bis 80 Jahre militärisch genutzt worden sein. Die Straße von Grinario (Köngen) nach Ad Lunum (Urspring) wurde möglicherweise hinter dem Lauter-Limes (zwischen Wendlingen und Kirchheim-Teck) auf sicherer Höhe, fern vom Feuchtgebiet, südlich der Palisaden, geführt.

Denkmalschutz-Hinweis: Die mehr als fragwürdige ICE-Trasse mit ihrem gewaltigen Landschaftsverbrauch wird auch den ehemaligen Limes berühren. Bei den Bauarbeiten empfiehlt sich eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Spuren des römischen Palisaden-Verlaufs und benachbarter Gebäude.

Oesterle / Weber Dezember 2008

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Römischer Limes  - Alb Lauter

Fortsetzung, neue Ergänzung südlicher Teil

06. Mai 2011

Übersichtskarte oben mit Limesverlauf Donnstetten - Diepoldsburg

Die Erfassung des nördliche Teils des Alb - Lauter - Limes war die selbst gestellte Aufgabe anno 2008. Es fehlte noch der Anschluß nach Süden bis zum Kastell bei Donnstetten, der hiermit dargestellt wird. Beim Betrachten einer Luftaufnahme des Geländes südlich von Donnstetten fiel eine längliche Verfärbung in Nord-West/Süd-Ost-Ausrichtung auf, die spontan als Limes gedeutet wurde.

Eine Winkelruten-Überprüfung im Gewann "Hühnerschüssel" erbrachte das typische Graben-System, das von der "Sibyllenspur", dem Limesverlauf zwischen Dettingen-Teck und Owen bekannt ist. Ein schmaler Graben für die Palisade und davor in größeren Abständen die beiden breiteren Gräben als Annäherungshindernis. Aufbauend auf den Forschungen des Kirchheimer Architekten Eugen Schweitzer über das römische Vermessungswesen, gingen wir von einer Großraum-Vermessungsachse aus und fluchteten den sondierten Verlauf aus der "Hühnerschüssel" heraus auf der Grundlage einer Flurkarte im Maßstab 1: 10 000 nach Norden.

An den Kreuzungspunkten dieser Achse mit zugänglichen Wegen und Straßen wurde sondiert (Kreis-Markierungen in den Plänen). Bis zur L 1212, nördlich von Schopfloch, konnte das Graben-System erfasst werden. Da der Limesverlauf ab dem "Sattelbogen", zwischen Rauber und Teck, bekannt war, galt es den Anschluss zu finden, unter Berücksichtigung des Geländes, das wie z.B. bei Steilhängen, ohne großen baulichen Aufwand zur Abwehr geeignet war. So auch beim Hochmoor, der heutigen "Torfgrube".

Ein Schwenk im Limesverlauf war zu erwarten, genauso wie die Bauliche Antwort, in Form eines Torbaus. Südlich vom Moor verlief der Limes wieder ziemlich geradlinig zum Gehöft Diepoldsburg. Unterhalb des Raubers, auf dessen Ostseite, folgte die Palisade dem Gelände bis zur Steilkante der Rauberweide. Die Vorteile eines möglichst geradlinigen Limesverlaufs liegen, neben dem geometrischen Aspekt, in der Materialersparnis und dem Arbeitsaufwand beim Palisadenbau, in der Übersichtlichkeit und in der Kürze der Kontroll- und Meldewege.

In der Nähe des Limes, beim Harpprechtshaus, wurden auf beiden Seiten der Straße Gebäude festgestellt, die aber nicht aufgenommen wurden. Hier lässt sich eine Straßenstation oder Ähnliches vermuten, im Zusammenhang mit den Albaufstiegen im Osten.

Beim Ski-Lift, an der K 1247, wurde wieder das bekannte Grabensystem erfasst und ein Gebäude neben der Straße, in dessen Nähe Eisenklumpen und Ziegelbruchstücke gefunden wurden.

Karte oben - Torfgrube 1:5000

Nach Querung der L 1212, südöstlich vom Hoffmeisterhaus, im Bereich des Limes-Schwenks, wurde ein Torbau mit 2 Durchgängen unterschiedlicher Breite sondiert, dessen Fundamentgräben auf eine mindestens 2-geschossige Bauweise schließen lassen, wobei 2 Wachgeschosse angenommen werden können. Aufgrund der relativ aufwendigen Satteldach- Konstruktion bei einem Trapez-Grundriss, dürfte das 2. Wach- und Fernblick-Geschoß gleichzeitig als Flachdach und Witterungsschutz für das 1. Geschoß genutzt worden sein. Eine Sichtkontrolle zum Albaufstieg beim Randecker Maar war möglich.

Dieser Torbau diente auch als Betonung und bauliche Verstärkung des Knickpunktes beim Limesschwenk zur Diepoldsburg. Das Moor, im nördlichen Feingebiet wirkte als weiteres Annäherungshindernis.

Karte oben - Diepoldsburg 1:5000

Östlich vom Gehöft Diepoldsburg, auf einer kleinen Erhebung namens "Braike", wurden 4 Baustrukturen festgestellt, die auch als Teile zweier Langbauten gedeutet werden können, die wiederum von einer Palisade mit 4 Zugängen umfasst waren.

Gerhard Feller beim Vermessen vom ehemaligen Gebäudekomplex der Diepoldsburg

Eine Deutung als Kleinkastell, östlich des trigonometrischen Bodenpunktes (804 m ü. NN), scheint naheliegend, da von dort oben aus gute Sichtbezüge zum Neuffen, zur "Baßgeige", zum "Gelben Felsen" und zur Burg Teck gegeben sind, wobei letztere als Melde- und Beobachtungsstation dieses mögliche Kleinkastell oben auf der Hochfläche mit dem bekannten Kleinkastell neben der "Sibyllenspur", unten im Tal, signalisierend verbinden konnte. Die damalige Stationierung einer kleinen Reitereinheit ist denkbar. Die Darstellung der Grundrisse in 1 : 200 mit ihrer konsequenten Rechtwinkligkeit ist etwas idealisiert, da relativ geringe Verschiebungen festgestellt werden mussten.

Östlich der "Braike" konnten weitere Gebäude sondiert werden, die an eine Raster- Bebauung erinnern, wie sie für griechische und römische Kolonialsiedlungen typisch ist.

 

Gebäudegruppe A

 

Gebäudegruppe B

Nördlich der "Braike" wurden mit der Gruppe A, neben der Straße K 1253, 3 Gebäude erfasst, die vielleicht als Straßenstation nahe beim Albaufstieg über den "Sattelbogen" oder als Gasthaus mit Schankraum im EG und Gästezimmern im OG zu deuten sind, zumal bekanntlich heutige Straßen öfters auf bewährten keltischen und römischen Trassen geführt werden.

Die Gebäudegruppe B, neben dem Feldweg zur "Braike" könnte als Lagergebäude gesehen werden.

Die 3 oben genannten Bebauungen dürften vorrangig ziviler Nutzung zuzuordnen sein, die spätestens nach Abzug der Truppen nach Norden, um 150-160 n. Chr., verstärkt wurde. Einige der sondierten Gebäude sind je nach Maßstab als Punkte oder Rechtecke in den Plänen eingetragen. Zwischen Sattelbogen und Torfmoor ist mit weiteren Bauten zu rechnen.

Mit dem Alb-Lauter-Limes vom Kastell bei Donnstetten zum Kastell bei Köngen konnte das Feindgebiet zwischen Alb-Limes und Neckar-Limes abgeriegelt und für die römische Ausbeutung gesichert werden.

Oesterle / Weber April 2011

Danksagung!

Wir Bedanken uns für die Unterstützung durch:
Herrn Gerhard Feller (Planunterlagen) Ochsenwang
Herrn Frank Mayer (Luftbild) Kirchheim/Teck
Herrn Wolfgang Graf (EDV) Wendlingen/N
Herrn Markus Ochs (Infos) Raidwangen

Kenntnisgaben

an das Landesdenkmalamt bzw. Regierungspräsidium Stuttgart, Denkmalwesen

Oktober 2006 Römische Besiedlung, Villa rustica etc.
Mai 2007 Römisches Siedlungsgebiet
Juli 2007 Verkehrsanbíndung an das Tiefenbachtal

Nach jedem Bearbeitungsabschnitt wird die Fachbehörde umgehend informiert, desgleichen die betroffenen Kommunalverwaltungen.

Die aktuelle Kenntnisgabe beim Landesdenkmalamt erfolgte im April 2011.

Kultur - Bringer Rom?

Fasziniert vom Können der Römer als Organisatoren und Techniker wird heute gerne die Schattenseite der römischen Gesellschaft übersehen. Das Eroberungs-, Ausbeutungs- und Versklavungsprinzip gehörte zu den Fundamenten des römischen Staates. Ausrottung und Raubbau in den besetzten Gebieten - je nach Lage und Bedarf.

Beispiel Sklaverei: Elend und Tod beim Fang. Gnadenlose Ausbeutung und lebenslängliche Angst vor Willkür und Grausamkeit der Besitzer. Missbrauch der lebenslänglich Unfreien auf allen Ebenen und Winkeln der Gesellschaft. Von der bewirtschafteten Dauervergewaltigung in Bordellen bis zum aufgezwungenen Horror und der Todesgefahr in den Arenen mit den Quälereien von Mensch und Tier.

Die Grausamkeit der Römer herrschte nicht "nur" bei der Sklavenhaltung, Grausamkeit auch bei der Umsetzung geltenden Rechts.

Römische Barbarei zeigt sich selbst in merkantilen Details. Massenwaren belegen die Verrohrung. Tonschüsseln wurden nicht nur mit Göttern oder Blumengerank verziert, auch Bestialitäten prägen das Erscheinungsbild. (siehe Zeichnung)

"Ad Bestias", ein Hinrichtungsverfahren des römischen Rechts, findet sich auf Schüsseln als Relief. Bei dieser auch tierquälerischen Hinrichtung wurde ein festgezurrter Verurteilter durch ein ausgehungertes Tier, häufig Löwe oder Bär, langsam zerfetzt, mitten in der Arena, während der Mittagspause, ein weiterer Teil der Unterhaltung, vor der zweiten Halbzeit mit den blutigen Schaukämpfen der Gladiatoren, dem Höhepunkt des Tagesprogramms.

Das räuberische römische Reich, die frühe Form einer Industrie - und Konsum - Gesellschaft, wurde bei seiner Ausbreitung nach Osten, anno 9 und 16n. Chr. von den Germanen endgültig gestoppt.

Vielen Dank für Ihr Interesse!                                    Weber - April 2011