Baßgeige West (bei Dettingen/Teck)

Karl Oesterle, Ernst Wolf und Jochen Weber am 23. Mai 2010

Aufstiege

Bei der Begehung der Albaufstiege zum Beurener Felsen zeigte Herr Wolf das Ergebnis seiner Nachforschungen, wobei auch Steigungen erkennbar sind, die möglicherweise auch vom Frachtverkehr (2- Achs- Lastwagen mit Gespannen) bewältigt werden konnten.

Auf der Südseite des Sporns, östlich vom Beurener Rutsch, deutete Herr Wolf auf die Reste hangseitiger Geländebearbeitung, die auf eine Straße bei "mäßiger" Steigung schließen lassen.

Die meisten Aufstiege waren zu Fuß oder zu Pferd nutzbar. Bei den Frachtstraßen kommen nur jene Führungen in Betracht, deren Steigung geringer, die Querschnitte breiter und mit einem Minimum an "entschärften" Haarnadelkurven versehen sind, die für Frachtgespanne geeignet waren.

Wie auf der Karte mit Gelb vermerkt, sind im Vorland, von Beuren kommend, mehrere Aufstiege möglich und sicher auch zu früheren Zeiten (Einschließlich der Kelten, Römer, Alemannen etc.) für die Erschließung der Hochfläche genutzt worden. Sanft ansteigende Geländeformen in den Wiesen, auf der Nordseite, am Fuße des Beurener Felsen, können als ehemalige Wege- bzw. Straßenverläufe gedeutet werden. Daran anschließend folgte die einzig engere Kurve noch im weniger steilen Bereich des Hanges, so dass ein gespanntauglicher Radius baulich möglich gewesen sein dürfte.

Info: Bessere .pdf Qualität vom Plan hier klicken

 

Kartengrundlagen:

Copyright: Landesvermessungsamt Baden Württemberg

Aktenzeichen:  2851.2 - D/6222

www.lv-bw.de

Hochfläche

Herr Oesterle hat westlich der Burgwaldhütte bereits Spuren von Gebäuden durch seine Oberflächensondierung aufgespürt. Desgleichen auf der Nordseite des Sporns, nahe am Beurener Felsen. Näheres später über die Albhochfläche zwischen Bruckener und Beurener Fels.

Herr Wolf vermutet, dass es sich beim Burghörnle um die anno 1304 erwähnte Burg auf Beurener Markung handeln könnte, die gegen die Erwerbungspläne der Habsburger gerichtet war. Wurde sie 1301 von den Württembergern neu errichtet, jedoch nie fertig gestellt und sind daher keine aussagekräftigen keramische Funde vorhanden?

Sollte das ganze Plateau innerhalb des nördlichen "Heidegrabens" mit Brucker Fels, "Burghörnle", den Mauern und Gräben im Sattelbogen beim Schlupffelsen, eine zeitliche Einheit bilden?

Die Ausführung der Mauertechnik spricht dafür. Die Anlage im Sattel beim Schlupffelsen sollte den Bergsporn zum Beurener Felsen abriegeln. Damit stellt sich die Frage, ob auf der Ebene des Sporns die eigentliche Burg entstehen sollte?

Der westliche Teil der Baßgeige dürfte also, über mehrere Epochen hinweg, immer wieder baulich genutzt worden sein. Durch Brunnen, Regenwassererfassung und Wassertransport von Hülen (über Wasserdichten Vulkanschloten) auf der Hochfläche oder von Quellen und Bächen im Albvorland, konnte das ungünstige, da trockene Plateau mit seiner Wasserarmut dennoch besiedelt werden, wie die keltische Elsachstadt beweist.

Die Vielzahl der erkennbaren Aufstiege mit ihren unterschiedlichen Breiten und Steigungen verdeutlichen ihrerseits die Bedeutung des westlichen Teils der Baßgeige. Dies dürfte zusätzlich durch den Nutzwert der Frachtstraße Neckar beeinflusst worden sein, sowohl hinsichtlich der Versorgung als auch eines Teils des Nah- und Fernhandels zwischen Umland und Hochplateau.

Begehung am 12.05.2010

Ernst Wolf, Kirchheim/Teck / Hindenburgstraße 31

Karl Oesterle, Dettingen/Teck

Jochen Weber, Kirchheim/Teck

Verfasser dieses Berichts:

Ernst Wolf und Jochen Weber, vom 16.05.2010

Danke für Ihr Interesse!

              12. Januar 2018             

Bericht vom Zeitzeugen Karl Oesterle, Jahrgang 1935, Dettingen/Teck

Bachem Ba 349 "Natter" Objektschutzjäger

Startplatz Teck im Hasenholz

Niederschrift: Architekt i. R. Jochen D. Weber, Kirchheim unter Teck, am 12.01.2018

Eine Bachem Ba 349 "Natter", ein senkrecht startender Abfangjäger mit Raketenantrieb war im April 1945 in Dettingen/Teck bei der Firma Schunter, Teppichweberei in der Eisenbahnstraße 21 untergestellt.

Bachem Ba 349 "Natter" - Skizze: Jochen Weber

April 1945: Deutsche Wehrmachtseinheiten ziehen in kleineren und größeren Gruppen nach Süden in Richtung Schwäbische Alb. Die Soldaten sind erschöpft und werden von der Bevölkerung mit Most versorgt.

Am Wochenanfang, am Montag 16.04.1945 werden die Schüler nach Hause geschickt. Der Schulbetrieb wurde von Rektor Keller eingestellt. Die Schulkinder werden noch vor Tieffliegern gewarnt. Die Schüler Emil Ott und der 10 jährige Karl Oesterle begeben sich über die Berggasse hinauf zum Hirschsprung, um zu sehen, was sich in der Ferne "tut". Den Steinriegelweg entlang gehen sie nach Norden in Richtung Autobahn. (heute so genannte A8). Plötzlich sehen sie im Osten, mit Blickrichtung Aichelberg, nahe der Autobahn, eine Rakete aufsteigen, die in schätzungsweise 200 bis 300 m Höhe nach kurzem Stillstand in der Luft umkippt und abstürzt. Bald darauf sehen die beiden jungen Buben wie eine Rauchsäule aufsteigt.

Anmerkung:

Vermutlich handelte es sich um einen Versuchsstart der Rakete Bachem ´Ba 349 "Natter" ohne Pilot und mit wenig Treíbstoff. Es ist anzunehmen, dass die Trümmer des Abfangjägers, eine Holzkonstruktion, von den Soldaten des "Natter" Kommandos verbrannt wurden. Wenige Tage später am Freitag, den 20. April 1945 erfolgte der Luftangriff der Amerikaner auf den Raum Holzmaden - Dettingen Teck und danach der Einmarsch der US-Truppen.

Karl Oesterle am 12.01.2018

Info!

Eine dritte südliche Abschuss-Rampe liegt heute noch außerhalb des ICE- Baustellengeländes und wurde von den Bauarbeiten nicht tangiert. Diese kann noch im Hasenholz besichtigt werden. Eine kleine Tafel vom Verschönerungsverein Kirchheim/Teck liefert dazu kurze Informationen.

Fritz Heinzelmann - Verschönerungsverein Kirchheim am 12.01.2018

Danke für Ihr Interesse!